In einem Moment, in der sich in Politik, Wirtschaft und Ökologie die globalen Krisen multiplizieren, war Training for the future: We demand a million ein utopisches Trainingscamp, in dem Zuschauer*innen zu Trainierenden wurden, neue Szenarien erprobten und die Produktionsmittel der Zukunft zurückeroberten.
Dabei ging es in dieser Ausgabe vor allem um Chronopolitiken in einer Zeit, in dem es keine Zeit mehr gibt. We demand a million more years war die Antwort auf eine Politik, die sich an maximal zwei Generationen wendet (die Kinder unserer Kinder) während die fossilen Brennstoffe, die wir heute verwenden, nicht nur die Zukunft unlebbar machen, sondern auch für ein Erbe stehen, das Millionen von Jahren alt ist und nun zerstört wird. Es ging um die Verweigerung eines zeitlichen Paradigmas, das unsere Gegenwart dominiert und darum, zu lernen, Zukunft auf- und nachzuholen: mehr als zehntausend Jahre, hunderttausend Jahre, eine Million Jahre lebendiger Welten für alle.
Künstler*innen, Philosoph*innenen, Aktivist*innen en und nicht-menschliche Akteur*innen leiteten Trainings zu Zeitreisen, tiefem Zuhören, radikaler Langsamkeit, unbewusster Gegenwart und pflanzenbasierter Zeit – mit dem Ziel, die Produktionsmittel für unsere Zukunft zurückzufordern
Auch die Architektur des Trainingslagers prägte die inhaltliche und praktische Auseinandersetzung: fossile Ammoniten aus einer Familie von Polypen- und Tintenfischen, die bei der 5. Massenauslöschung vor 66 Millionen Jahren ausgelöscht wurde neben gebrauchten Reifen – Symbol der Turiner Automobilindustrie und des italienischen Wirtschaftsbooms, aber auch schlicht gehärtetes Erdöl, fossiles Erbe, dessen Verbrennung die Zerstörung unserer gemeinsamer Zukünfte beschleunigt.
Künstler: Jonas Staal / Kurator & Ko-Programmierer: Florian Malzacher / Koordinatorin Studio Jonas Staal: Nadine Gouders / Architekt: Paul Kuipers / Visuelle Identität: Remco van Bladel / Foto- und video doKUmentation: Ruben Hamelink / Fondazione Sandretto Re Rebaudengo: Kuratoren: Irene Calderoni and Bernardo Follini / Kuratorische Assistenz Rosita Ronzini, Carlotta Bandieramonte / TEChnische Produktion (Leitung): Giuseppe Tassone / Technische Produktion: Chiara Casassa, Fabio Di Camillo and Kimitake Sato / Logistik: Carla Mantovani / Vermittlung: Elena Stradiotto and Francesca Togni / Accessibility: Annamaria Cilento / Accessibility Konsultantin: Diana Anselmo
Eine Auftragsarbeit der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin. Unterstützt von Mondriaan Foundation, Amsterdam; Goethe-Institut Turin. WEitere Unterstützung durch: Direzione Rifiuti, Bonifiche e Sicurezza Siti Produttivi della Città Metropolitana di Torino; Amiat Gruppo Iren; Turin Carta.
