5. Internationale Sommerakademie

20-28 AUG 2004
Mousonturm Frankfurt

Kuratiert von Thomas Frank, Florian Malzacher (Leitung), Mårten Spångberg

Mit Eric Alliez, Franko B, Marius Babias, Antonia Baehr, Jérome Bel, Bizz Circuits, Bojana Cvejic, Forced Entertainment, Adrian Heathfield, Mette Ingvartsen, Khan, Abbas Kiarostami, Ligna, Lone Twin, Oliver Marchart, Rabih Mroué & Lina Saneh, Dan Perjovschi, Jacques Rancière, Alan Read, Jan Ritsema, Xavier Le Roy, Florian Schneider, Rebecca Schneider, Gob Squad, Hito Steyerl, Unfriendly Takeover, Florian Waldvogel, Claude Wampler, Achim Wollscheid u.a.


Es gibt ein Wort für Leute wie Sie – und dieses Wort lautet: Publikum. […] Ein Publikum sitzt gerne im Dunkeln und schaut zu, wie andere es tun. Nun, wenn Sie Ihr Geld bezahlt haben: Viel Glück. Von diesem Ende des Teleskops aus sehen die Dinge etwas anders aus. Sie sehen alle sehr klein und sehr weit weg aus, aber Sie sind sehr viele. Es ist vielleicht wichtig, sich daran zu erinnern, dass es mehr von Ihnen gibt als von uns. Wenn es also zu einem Kampf kommt, werden Sie zweifellos gewinnen.Forced Entertainment, Showtime

Allein die banale Tatsache, dass im Theater, anders als in den anderen Künsten, die Produktion unabdinglich in der selben Raumzeit stattfindet wie die Rezeption, bringt das Publikum in eine heikle Lage: Mitverantwortlich zu sein für das Geschehen auf der Bühne, anwesend zu sein, Teil zu sein. Es ist dieses Phänomen, das Theaterkünstler aller Zeiten, besonders aber im letzten Jahrhundert, immer wieder fasziniert und zu Thematisierung und Reflexion gereizt hat. Der vergängliche Charakter des Theaters als Ereignis lässt den Zuschauer zum konstituierenden Element werden.

In einer Zeit, in der Künste sich mehr und mehr wieder um das Politische bemühen, das der Politik selbst zu entgleiten scheint, ist ausgerechnet das Theater in die Defensive geraten. Auch wenn das Theater nicht mehr das gesellschaftliche Selbstverständigungsmedium ist, das es lange war, kann es doch politisch gerade dort stark sein, wo deutlich wird, dass es nach wie vor der einzige künstlerische Ort der direkten Konfrontation der Zuschauer mit sich selbst als Kollektiv ist.
Die 5. Internationale Sommerakademie stellt sich den Fragen nach dem Publikum aus zwei Perspektiven: Zum einen mit Blick auf die ästhetische Praxis und zum anderen mit Blick auf die politische Haltung.

Vier Akademien – und mehr

Form follows function – ein guter Rat für Grafiker, Designer und manchmal sogar für Künstler. Doch welcher Form kann die Internationale Sommerakademie folgen? Was ist überhaupt die Funktion der Internationalen Sommerakademie? Wissen war immer schon eng mit den Konventionen der Macht, mit Institutionen, Pädagogik, Ethik und Politik verbunden. Daher sollten Fragen der Wissensvermittlung ein zentrales Thema für jede theoretische Auseinandersetzung sein. Die Internationale Sommerakademie versucht immer ihre eigenen Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen zu reflektieren. Darum wollen wir dieses Mal einen Schritt weiter gehen, besser noch vier Schritte weiter. 2004 wird es nicht nur eine, sondern gleich vier Akademien geben. Sechs Künstler/Theoretiker/Kuratoren sind wie im vergangenen Jahr eingeladen einzuladen – doch diesmal laden sie ihre Partner nicht nur für einen einzigen gemeinsamen Workshop, sondern für die Gestaltung ihrer gesamten Akademie ein. Vier Akademien zur gleichen Zeit am gleichen Ort, die weit mehr als vier Antworten geben werden. Vielleicht sehr persönliche Antworten, sehr radikale, sehr theoretische oder sehr intuitive, vielleicht sehr präzise oder auch sehr vage. Vier Akademien, das heißt: Performances, gemeinsames Arbeiten, nicht arbeiten, sich öffnen, sich zurückziehen …

Eva Behrendt in taz- die tageszeitung