Seit Jahren und Jahrzehnten ist nun schon die Rede von der Vermischung künstlerischer Praxis und ihrer Theorie, vom Überschreiten der Gattungsgrenzen, von selbstreflexiver Kunst und kreativer Wissenschaft. Kein Wunder, dass spätestens seit Xavier Le Roys „Product of Circumstances“ von 1999 ein Format, das performativ und diskursiv zugleich funktioniert, für viele Choreografen, Performer, Regisseure aber auch Theoretiker zu einem äußerst reizvollen Medium und in seinen scheinbar formalen Begrenztheiten zu einer besonderen, oft sehr komplexen Herausforderung geworden ist: die lecture performance. Der Vortrag als Aufführung, die Reflexion als Selbstreflexion, der Inhalt als Form, die Sprache als Akt.
Aber eine Lecture ist nicht automatisch eine Performance, eine Performance nicht automatisch eine Lecture. Was steckt dahinter, welche Möglichkeiten bietet dieses Format für die Kunst ebenso wie für die Wissensvermittlung? Alles nur Gerede? Oder geradezu eine Utopie?
2004-06 lotete die Reihe Performing Lectures“ praktisch und theoretisch die Möglichkeiten und Grenzen von lecture perfromances aus. Dabei wurden bewusst Ansätze aus den unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen nebeneinander gestellt: Die Vortragenden kamen ebenso aus Choreografie und Tanz, wie aus Theater, Literatur, Musik und der Bildender Kunst. So entstand mit jeder neuen Lecture Performance eine kontinuierliche, sich stets wandelnde Definition in progess. Learning by watching.