Jahrzehntelang war „das Projekt“ die vorherrschende Arbeitsform der Kunst. Diese Loslösung von der Idee des „Werks“ hatte gute Gründe: Weg vom marktförmigen Produkt, weg vom autonomen Künstlergenie, weg vom Abgeschlossenen und hin zum Prozess. Doch längst ist aus der künstlerischen Logik oft vor allem eine Antragslogik geworden: Statt langfristig und nachhaltig arbeiten zu können, hangeln sich Künstler*innen von Projekt zu Projekt…
Und so lässt sich seit einiger Zeit ein erneuter Wandel in der Arbeitsweise vor allem vieler politisch und sozial engagierter Künstler*innen beobachten: weg von temporären, prekären Kunstprojekten hin zu langfristigen Strukturen der Einmischung. Diese Künstler*innen gründen Organisationen und Institutionen – aber nicht als Mittel zum Zweck. Vielmehr sind solche Organisationen selbst die eigentliche künstlerische Arbeit. Die Institution wird zur Kunst und die Kunst zur Institution. Handlungsräume und Einflussmöglichkeiten werden erweitert, aber auch ästhetische Möglichkeiten, wenn sich symbolische Praxis mit strukturellem Effekt verbindet.
Der Vortrag stellt sehr unterschiedliche artist organisations vor: Von Marina Naprushkinas “Büro für Antipropaganda” über die „School of Engaged Art“ der russische Gruppe Chto Delat, Tania Brugueras „Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR)“ und Renzo Martens „Institute for Human Activities (IHA)“ bis hin zu Yael Bartanas „Jewish Renaissance Movement in Poland (JRMiP)“, bis hin zur „Silent University“ und der Wiener Wochenklausur.