Die Pandemie ist noch nicht vorbei, der Krieg wieder da und das Klima verändert sich unaufhaltsam. Unbedingter Fortschrittsglaube, Expansion und Extraktion sind kein Widerspruch zur permanenten Wiederholung des Immergleichen. Sie bedingen einander und schaffen die Normalität, in der wir um den Abgrund kreisen. Erst Tragödie, dann Farce, dann Serie. Ist es möglich, die ewige Wiederkehr zu unterbrechen und anders zu handeln, zu erinnern, zusammenzuleben?
Klimaaktivist*innen fordern Exnovation statt Innovation: endlich innehalten im atemlosen politischen, kulturellen, wirtschaftlichen Weitertun, Platz schaffen, verzichten. In postkolonialer, antirassistischer und queerer Theorie und Aktion werden weiße und patriarchale Widerholungsschleifen scharf unterbrochen. Sprachgewohnheiten stehen auf dem Prüfstand und zeitgenössische Erinnerungspolitiken suchen Auswege aus den Verfangenheiten historischer Gedenkrituale.
In den Künsten hingegen ist Wiederholung oft auch eine kritische, emanzipatorische Praxis: Loops, Zitate, Parodie und Travestie konterkarieren Konzepte von Originalität und individueller Autor*innenschaft, lassen Gendergrenzen zerfließen und erschüttern überlieferte Repräsentationen.
Der Markt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen ist ein Ort der Wissensvermittlung, Archiv, Börse und Beratungsstelle zugleich. In einer Arena, getaktet im Rhythmus administrativer Zeit präsentieren 100 Expert*innen aus Kunst, Aktivismus, Theorie und unterschiedlichsten Alltagen ihre Expertisen für und wider das Repetitive. Welche Routinen werden endlich ausgesetzt, anders aufgeladen oder neu eingeübt? Ist alles schon da und wir wiederholen nur das Falsche?
Daniel Moldoveanu: „Into the Void, Again“ (Spike Magazine)
Expert*innen: Mohammad Al Attar, Neta Alexander, Fikri Anıl Altıntaş, Ulf Aminde, Robin Arthur, Biplab Basu, Burkhard Blienert, Boris Buden, Jörg Buttgereit, Hamze Bytyci, Vasyl Cherepanyn, Radha D’Souza, Viviana Druga, Patrick Eiden-Offe, Caitlin Fisher, Dominique Haensell, Alexandra Heimes, Nele Hertling, Max Jorge Hinderer Cruz, Heinrich Horwitz, Stefan Kaegi, Joy Kristin Kalu, Alexander Karschnia, Natasha A. Kelly, Susanne Kennedy, Prem Krishnamurthy, Thomas Kuczynski, Şeyda Kurt, Joanna Kusiak, Jürgen Kuttner, Oliver Marchart, Luise Meier, Małgorzata Mirga-Tas, Alia Mossallam, Rabih Mroué, Bodo Mrozek, Tobi Müller, Ogutu Muraya, Lucía Muriel, Fatuma Musa Afrah, Ahmet Öğüt, Matthias Pees, Michael Philipp, Berno Odo Polzer, Krishan Rajapakshe, Cord Riechelmann, Kevin Rittberger, Mohammad Salemy, Tomás Argentina Saraceno, Louna Sbou, Promona Sengupta/Captain Pro, Marc Siegel, Marcus Steinweg, Nora Sternfeld, Marita Tatari, Oxana Timofeeva, Margarita Tsomou, Kat Válastur, Joanna Warsza, Stefanie Wenner, Daniel Wetzel u.v.a
Lizenznehmer: Fonds Darstellende Künste / Lizenzgeberin: Hannah Hurtzig / Kurator: Florian Malzacher / Rechercheurin & Dramaturgin: Cory Tamler / Projektleiter: Peer Stark / Ratgeber*innen: Alexander Karschnia, Necati Öziri, Promona Sengupta
veranstaltet vom Fonds Darstellende Künste im Rahmen von „Bundesweites Artist Labor der Labore“ in Kooperation mit den Berliner Festspielen. Gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.