Begriffe erschaffen heißt zumindest, etwas zu tun.
Das Wörterbuch des Krieges ist eine kollaborative Plattform zur Herstellung von 100 Begriffen zum Thema Krieg, die in vier zweitägigen Ausgaben in Frankfurt, München, Graz und Berlin mit jeweils 25 Beiträgen von Wissenschaftlern, Künstlern, Theoretikern und Praktikern gebildet und präsentiert werden. Als Vorträge, Performances, Filme, Slideshows, Lesungen, Konzerte in streng alphabetischer Reihenfolge als Marathon-Diskurs. Von ABC-Waffe bis Zivilbevölkerung, von Fallschirminvasion bis Facts on the Ground, von Kartoffel bis Kollateralschaden, von Infowar bis Radarüberwachung, von Heimweh bis Widerstand. So werden Schlüsselbegriffe neu geschaffen, die in den aktuellen Auseinandersetzungen um Krieg und Kriege entweder bereits eine bedeutende Rolle spielen, bislang vernachlässigt wurden oder erst kreiert werden müssen. Wörterbuch des Krieges dient der Auseinandersetzung mit einer Wirklichkeit, die davon geprägt ist, vorhandene Machtverhältnisse desto stärker zu verschleiern je mehr über Krieg und Frieden geredet wird.
Krieg als bewaffnete Auseinandersetzung zwischen souveränen (National-)Staaten schien der Vergangenheit anzugehören. Stattdessen heißt es heute: Der neue Krieg, postmoderner Krieg, globaler Krieg, immanenter Krieg … So wird Krieg zur „konstituierenden Form einer neuen Ordnung“ (Alliez/Negri), die kein Innen und kein Außen mehr kennt, die Leben nicht nur zerstört, sondern auch hervorbringt. In dieser neuen Weltordnung ist kein Unterschied zwischen Krieg und Nicht-Krieg festzustellen: Der Krieg ist immer und überall.