Die Beaufsichtigung der Maschinen, das Anknüpfen zerrissener Fäden ist keine Tätigkeit, die das Denken des Arbeiters in Anspruch nimmt, und auf der anderen Seite wieder derart, dass sie den Arbeiter hindert, seinen Geist mit anderen Dingen zu beschäftigen.
Friedrich Engels, Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845)
Was kommt nach der Arbeit – nach jener stupiden Arbeit zumindest, die uns daran hindert, den „Geist mit anderen Dingen zu beschäftigen“? Anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Engels griffen zehn künstlerische Positionen im oberbergischen Engelskirchen das intellektuelle und gesellschaftliche Erbe des einflussreichen politischen Denkers und Aktivisten auf: Was bedeutet Arbeit heute, in einer Zeit gravierender Krisen und Veränderungen? Wie sehr ist unser Leben von Arbeit durchwoben – ist es gar selbst zu einer Form von Arbeit geworden? Wer steht im Licht, wer bleibt unsichtbar? Wie viele unserer Berufe sind Tätigkeiten, die keiner wirklich braucht, die aber oft weit besser bezahlt werden, als jene, die tatsächlich „systemrelevant“ sind? Was also ist das heute überhaupt: die „arbeitende Klasse“ – in einer Ära der globalen Märkte und Netze, digitaler Monopole und neuer Klassenkämpfe?
Die Geschichte der Gemeinde Engelskirchen ist eng mit jeder der Familie Engels verbunden: 1844 nahm die Baumwollspinnerei Ermen & Engels die Produktion auf, eine Fabrik nach effizientem englischem Vorbild. Neben günstigen Verkehrswegen und der Agger, die sowohl Energie als auch Wasser zum Färben der Garne lieferte, gab es noch einen weiteren triftigen Grund für die Ortswahl: ausreichend Frauen und Kinder als billige Arbeitskräfte. Während Engelskirchen sich also anschickte, einer der Motoren der Industriellen Revolution zu werden, schrieb Friedrich Engels jr. sein wegweisendes Buch über ‚Die Lage der arbeitenden Klasse in England‘, das sich passagenweise als Beschreibung dessen lesen lässt, was damals im Oberbergischen gerade erst begann.